Der Winterbeginn fällt heuer auf den 21. Dezembers. Genau um 16:59 Uhr mitteleuropäischer Zeit hat die Sonne ihren südlichsten Punkt auf dem südlichen Wendekreis erreicht.
Die Wintersonnenwende ist immer eine besonders magische Zeit im Jahr: Aus der größten, längsten und tiefsten Dunkelheit heraus wird das neue Licht geboren. In vielen Religionen, spirituellen Richtungen und in zahlreichen Kulturkreisen wird die Wintersonnenwende daher in unterschiedlicher Art und Weise rituell gefeiert.
In der größten Dunkelheit „wendet“ sich die Zeit.
Ab nun, ab Winterbeginn werden die Tage allmählich wieder länger und die Sonne gewinnt täglich neue Kraft, kaum spürbar noch, doch hoffnungsfroh. Mit dem Fest der Wintersonnenwende machten sich die Menschen schon vor langer, langer Zeit bewusst, dass sie nicht ewig in den Klauen des kalten Winters gefangen sind. Es war daher immer schon ein Fest der Hoffnung, des Lebens und des Neubeginns.
Die Nacht der Mütter
Zum winterlichen Wendepunkt der Sonne bringt die Große Mutter das Licht erneut zur Welt, oft in Form eines „göttlichen Kindes“, eines Hoffnungsträgers, der die Welt errettet. Das war in vielen Kulturen und Religionen so und wurde vom Christentum nur übernommen. Denn nach den Schilderungen in der Bibel fand die Geburt von Jesus nicht im Winter statt. So sprechen Bibelstellen z.B. davon, dass zu Jesu Geburt die Hirten auf dem Felde mit ihren Herden schliefen – was auch in dieser Region im Dezember nicht üblich war.
Nicht von ungefähr nannten unsere angelsächsischen AhnInnen diese Nacht auch „Modraniht“ – die „Nacht der Mütter“, die später im Römischen Reich in „matrum noctem“ umgewandelt wurde. Verehrt und gefeiert wurde in alten Zeiten die Mutter und nicht so sehr das Kind. Denn in dieser Nacht gebiert die Göttin tief in der finsteren Erde in der stillsten aller Stunden das neue Sonnenkind.
Die Dunkelheit ehren
Wir sollten daher diese Wintersonnenwende nicht zum triumphalen Sieg des Lichts über die Finsternis verkommen lassen, wie dies in patriarchalen Traditionen nur allzuoft geschehen ist, wo alles Dunkle, Erdige als negativ und alles strahlend Helle, Himmlische als positiv verstanden wird.
Genießen wir diese laaaange, dunkle Stille dieser besonderen Nacht. Wie die samtige Geborgenheit tief in einer Gebärmutter, aus der wie ein kleiner Lichtfunken Leben hervorkommt. Und dann mehr und mehr zu wachsen und zu leuchten beginnt.
Ein Ritual zu dieser Zeit des Jahres wird erst rund, wenn auch die große Dunkelheit gefeiert, gespürt und geehrt wird – dieser Urzustand, in dem alles Potential vorhanden ist, dieses Innehalten, das ruhig werden der Natur, das Zurückziehen in den innersten (Wesens-)Kern. Wird die Wintersonnenwende hingegen primär als Lichtritual gestaltet, dann kann sich das rituelle Geheimnis dieses Festes sehr leicht verformen.
Der Urzustand mit seinem gesamten Potential
Denn alles, alles, alles kommt aus der Dunkelheit.
Jedes Samenkorn – ob Pflanze, Tier, Mensch, ist in der Dunkelheit eingebettet, bevor es ans „Licht der Welt kommt“. Verborgen und beschützt im „Erdreich“, im Reich der Erde, die oft als Muttergöttin angesehen wird oder in der dunklen Höhle einer Gebärmutter.
In vielen spirituellen Richtungen war man der Auffassung, dass die Schöpfungskraft aus dem „Urchaos“, der großen Dunkelheit kommt.
Die Dunkelheit ist der Urzustand. Alles, alles, alles ist dunkel – das ganze Universum ist tiefste „Nacht“. Ganz selten – als große Ausnahme – eine Sonne. Um die herum ist dann „Licht“.
Diese Nacht der Wintersonnenwende ist wunderbar dafür geeignet, in diesen Urzustand einzutauchen. Umso mehr können wir uns dann über das neue Licht freuen.
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Bildquelle:
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