So zum Jahreswechsel – der ja eigentlich ein ganz willkürliches Datum ist – machen wir uns mitunter Gedanken zu Zeit, zur Vergänglichkeit, zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Meine Beschäftigung mit Göttinnen fasziniert mich unter anderem deswegen so, weil sie mich durch die „Schleier der Zeit“ blicken lässt. Mich mit Themen in Verbindung bringt, die Menschen vor tausenden von Jahren schon bewegt haben und die großteils immer noch aktuell sind.
Und immer gab es auch Göttinnen, die sich mit der Zeit als solche beschäftigen. Das sind natürlich alle Göttinnen, die den Zyklen folgen – den Mondzyklen, den Zyklen der Jahreszeiten, den großen Zyklen im Menschenleben.
Das sind auch Göttinnen, die an bestimmten Schwellen in die Vergangenheit und in die Zukunft blicken können.
Eine dieser Göttinnen ist die römische Anna Perenna. Sie stammt wahrscheinlich aus der etruskischen Mythologie, wo sie eine Erdmuttergöttin darstellte. Ihr Name leitet sich vermutlich von lat. anus („alte Frau“) oder von annus („Jahr“) und perennis („ewig“) ab.
Von geleerten Bechern und geschenkten Jahren
Anna Perenna ist die Großmutter der Zeit. Sie lebt gleichzeitig in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Im antiken Rom wurde sie als Neujahrsgöttin verehrt, das Neujahr fiel damals allerdings in den März , da dieser im römischen Kalender der erste Monat war. Ihr zu Ehren wurde in Rom jeweils am 15. März mit Beginn des Frühlings, von wo an die Natur wieder Nahrung zu spenden beginnt, ein fröhliches Fest mit Essen, Wein und Gesang gefeiert wurde. So viel Becher man leerte, so viel Jahre schenkte sie. Das ist vielleicht die Wurzel unserer Silvester-Gelage, ob das mit den geleerten Bechern und den Lebensjahre so stimmt – dafür übernehme ich jetzt aber keine Garantie ;o)
Für die römischen BürgerInnen war dies ein Tag der uneingeschränkten Fröhlichkeit.
Sie ist eine nährende Göttin.
Der Legende nach war sie einmal eine Menschenfrau, die viel Gutes getan hat. Verehrt wird sie, weil sie der Sage nach während der Stadtkämpfe in Rom täglich in der Gestalt einer alten Frau selbst gebackene Kuchen den verhungernden PlebejerInnen brachte und ihnen so das Leben rettete. (Da haben wir schon wieder ein uraltes und gerade sehr aktuelles Thema!)
Daher wurden bei ihrem Fest öffentliche Gebete und Weihegaben dargebracht, um ein erfolgreiches kommendes Jahr zu sichern.
Sie weiß und sieht alles
Als Göttin des laufenden Jahres, aller vergangenen Jahre und all jener, die sich noch entfalten werden, ist sie die Gebieterin der Prophezeiungen in die Zukunft und der Geschichte der Vergangenheit.
Man war überzeugt, dass sie alles weiß und sieht. Sie erkennt Menschen ohne hin zu sehen, und spürt sie von ihrer Geburt bis zum Grab. Denen, die ihr Leben aufmerksam und bewusst gestalten, zeigt sie einen besseren Weg, einen fröhlicheren als den alten.
Anna Perenna ist Symbol des Alten und des Jungen und die Göttin des Jahreslaufs, ihr Name bedeutet auch „stets wiederkehrendes Jahr“. Sie kann in die Zukunft sehen, die Vergangenheit überblicken und weiß alles über das Hier und Jetzt. Auch Menschen können das üben – eine kleine Vorausschau ist immer wieder gut.
Aber die Göttin warnt:
„Die Vergangenheit war einmal dein Hier und Jetzt, und ich hoffe, du hast sie gut genutzt. Jetzt ist sie vorbei. Bald wird die Zukunft dein Leben sein, aber jetzt noch nicht. Bleibe in der Mitte, und alles wird gut.“
Darüber werde ich bei meinem heutigen Rauhnachts-Spaziergang einmal meditieren.
Hier mehr zu Anna Perenna
Herzlichen Dank!!!
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Danke sehr