Morgen um 05:30 MEZ beginnt hochoffiziell der Frühling. Also das ist das exakte astronomische Datum.
Dieses wird an der Rotationsachse der Erde und am Stand der Sonne berechnet: Der Frühling beginnt, wenn die Sonne, vom Erdmittelpunkt aus gedacht, von der Südhälfte des Himmels kommend den Himmelsäquator überschreitet und auf die Nordhälfte des Himmels wandert. Die Sonne schneidet auf ihrer scheinbaren Bahn den Himmelsäquator und tritt in das Sternzeichen des Widders ein.
Diese Konstellation der Himmelskörper gibt es aber nicht jedes Jahr um dieselbe Zeit.
Der Zeitpunkt dieses Ereignisses war üblicherweise am 21. März, in einigen Ausnahmefällen bereits am 20. März.
Jetzt müssen unsere Schulbücher aber umgeschrieben werden, denn seit 2012 wird im gesamten 21. Jahrhundert der Frühling nicht mehr am 21. März beginnen.
Ab 2048 kommt es auch öfter vor, dass der Kalender-Frühling sogar schon am 19. März beginnt.
Wenn der Frühling das nächste Mal astronomisch am 21. März beginnt, werden wir bereits das Jahr 2102 schreiben.
Frühlingsanfang können wir mehrmals feiern
Eigentlich fängt der Frühling jedes Jahr mehrmals an.
Neben dem astronomischen Frühlingsbeginn – der Tag-und-Nacht-Gleiche – gibt es auch die meteorologische Definition, nach der der Frühling schon am 1. März beginnt.
Und dann gibt es noch den „phänologischen Frühlingsbeginn“. Dieser orientiert sich am jeweiligen Entwicklungsstadium der Pflanzen.
Bedingt durch den Klimawandel liegt der phänologische Frühlingsbeginn oft noch weiter vorne als das meteorologische und astronomische Datum.
Es ist anzunehmen, dass in alten Kulturen der erste Frühlingsvollmond der beste Zeitpunkt für ein Ritual oder Frühlingsfest war. Dieser ist heuer am Mittwoch, 23. März.
Danach richtete sich ja auch die katholische Kirche, die beim Konzil von Nicäa im Jahr 325 das Osterfest auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlings-Vollmond festgelegt hat.
Aber natürlich werden Feste auch am genauen astrologischen Frühjahrsbeginn gefeiert, dann nämlich, wenn die Sonne vom Sternzeichen der Fische in das Sternzeichen des Widders eintritt. Auch wenn man sich mit Astrologie nicht beschäftigt, ist dieser Übertritt von der oft feuchten, kühlen Fische-Zeit im Jahr zu der aktiven, feurigen, starken Energie des Widders deutlich zu spüren.
Feuer und Wasser
Alte Rituale zu Frühlingsbeginn und damit auch Osterbräuche haben daher sehr oft auch mit den beiden Elementen Feuer und Wasser zu tun.
Ein Brauch, der sich bis heute (vor allem auch in christlichem Zusammenhang) erhalten hat, ist das Entzünden von Feuern auf den Hügeln. Dies ist wahrscheinlich auf germanisch-keltische Riten zurückzuführen.
Diese Frühlings- oder auch Ostara-Feuer gelten als Symbol für die Sonne. Der weithin sichtbare Schein des Feuers sollte den Äckern und Feldern Segen und Schutz geben.
Oft wurde auch das Vieh zwischen den Feuern durchgetrieben, was die Tiere von Krankheiten bewahren und ihnen Fruchtbarkeit bringen soll.
Der Sprung über dieses Feuer soll Glück bringen. Die Menschen versprachen sich vom Schein des Feuers und vom aufsteigenden Rauch eine reinigende Wirkung. In manchen Gegenden, wie z.B. in der Steiermark, in denen (in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag) besonders viele Feuer entzündet werden, riecht es noch am nächsten Morgen im ganzen Tal nach Rauch.
Daher wird dies oft auch als „Landschaftsräucherung“ wahrgenommen.
Der Rauch soll die keimende Saat vor „bösen Geistern“ schützen. Die Asche wird auf den Feldern verteilt, damit diese fruchtbar werden und vor Schädlingen, Witterungseinflüssen, Missernten bewahrt werden sollen.
Die Kohle vom „Ostarafeuer“ wurde mit heim genommen, um Haus und Hof vor Blitzschlägen zu bewahren.
Auch Umzüge zur Weihe der Felder sind überliefert.
Huldigung an die Bienen
Ein Fragment der alten Osterfeuer finden wir in der christlichen Osterkerze.
Sie wird aus einem ganz besonderen und wertvollen Material hergestellt: Die Kerze wird aus flüssigem Bienenwachs gezogen.
Auch das erinnert an alte „heidnische“ Rituale, die als Freude über den neu auferstandene Natur und die jungfräulichen Göttinnen, die den Frühling mit sich bringen, gefeiert wurden. Die erste Kerze nach dem langen Winter sollte ganz „rein“ sein und das Licht sollte nicht mehr von den von brennenden, übelriechenden Tierleibern sondern von duftenden Elementen genährt werden.
Das Wachs, das diese Kerze erleuchtet, kann als eine Huldigung an die Bienen verstanden werden, die nun zu Frühlingsbeginn wieder ausschwärmen und ihre wertvolle Arbeit zur Befruchtung der Natur leisten.
Wenn alle Brünnlein fließen
Von alten Frühlingsbräuchen ist überliefert, dass Frauen frühmorgens schweigend zu einer Quelle gehen und vor dem Aufgang der Sonne das frische Wasser schöpfen, das besonders heilsam sein soll.
Ein Bad in der Quelle, die nach dem Winter gerade wieder zu sprudeln beginnt, soll Schönheit und/oder Jugendfrische garantieren.
Das Wasser als Ursymbol des Lebens und der Fruchtbarkeit galt jetzt zu Frühlingsbeginn kurz nach der Schneeschmelze, wenn wieder „alle Brünnlein fließen“, als Symbol einer unverbrauchten Reinheit.
Besonders sogenannte „Augenbründl“ sind beliebtes Ziel dieser frühlingshaften Quellwanderungen. Dieses „Augenwasser“ soll besonders zu Frühlingsbeginn, den Blick für das Wesentliche weiten.
All dies ging auch in jene christlichen Osterbräuche über, in denen das „Osterwasser“, das natürlich von schweigenden jungen Frauen geschöpft wird, als Taufwasser oder als Wasser für das Weihwasserbecken verwendet wird.
Um das Vieh vor Krankheiten zu schützen, wurde es am Ostermorgen in die Bäche getrieben.
In manchen Gegenden und Ortschaften werden zu Ostern bzw. bei Frühlingsfesten heute noch Brunnen und Quellen geschmückt.
So bringt man dem Wasser Ehrerbietung dar und dankt für seine lebensspendende Kraft.
Viel mehr zu den Bräuchen rund um den Frühlingsbeginn, den Festen der Göttin Ostara und anderen Frühlingsgöttinnen findet ihr im E-Book Ostara – Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche: Die Rückkehr des Lebens
Bild: Antheia – Göttin der aufkeimenden Vegetation
Bilder Wasser und Biene: fotolia.com
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Danke sehr, wundervolle Erklärungen 🙂