Von falschen Königen, heiligen Madln und alten Muttergöttinnen

K M BJetzt gehen sie wieder um, waren sie auch schon bei euch:
Die sogenannten „Heiligen Drei Könige“? Viele lassen sich die drei Buchstaben K M B auf ihre Haustüre schreiben oder, was jetzt eher üblich ist, mit einem Aufkleber anbringen.
Ein Schutz- und Segenszeichen. Zutiefst christlich, wie viele meinen.
Doch es ist anders! Was bedeuten diese drei Buchstaben?
Kaspar, Melchior und Balthasar – habe ich schon in der Schule gelernt.
Die Anfangsbuchstaben der sogenannten „Heiligen Drei Könige“.

Weder Heilig, noch Drei, noch Könige

Allerdings steht von diesen kein Wörtchen in der Bibel – weder Heilig, noch Drei, noch Könige.
Die Evangelisten Markus, Lukas, Johannes erwähnen Könige, weise Männer, Magier oder dergleichen mit keinem Wort.
Lediglich im „Evangelium nach Matthäus“, mit dem das so genannte Neue Testament redaktionell beginnt, ist die Rede davon, dass „Sterndeuter (Magier) aus dem Osten“ gekommen seien (Mt 2, 1-12), von denen auch keine Namen genannt werden. Es wird auch nicht erwähnt, wieviele es waren. Das könnten zwei, drei, fünfzig oder auch hundert gewesen sein.
Warum sie in unseren Mythen immer zu dritt auftauchen, dafür gibt es gleich eine Erklärung.

Erst im 9. Jahrhundert n.u.Z. wurden sie mit den heute bekannten Namen Kaspar, Melchior und Balthasar ausgestattet.
Dass die Anfangsbuchstaben des weit gereisten Trios „K+M+B“ mit jener in den Ostalpen seit bald 1000 Jahren allgegenwärtigen Frauen-Trinität „Katharina + Margarethe + Barbara“ ident sind, ist natürlich kein Zufall.

Erd-, Mond- und Sonnenmutter

Diese drei Frauen wiederum haben ihre mythologischen Wurzeln in den Drei Bethen. Die alpenländisch-keltische Triade aus Erd-, Mond- und Sonnenmutter sind Wilbeth, Ambeth und Borbeth.
Die Drei ist eine bedeutende Zahl in vielen Göttinnen-Mythen: Sie weist auf die drei Lebensalter, die dreifache Kraft als junge Weiße, fruchtbare Rote und weise Alte hin und schließt Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft mit ein. Diese Zahl war also schon lange sehr bedeutsam und galt als magisch und heilig. Klar, dass daher diese Könige auch zu dritt auftreten und sozusagen in die Fußstapfen der alten Muttergöttinnen treten mussten.

Die 2 Bethen

Die drei Bethen werden meist als gütige Frauen bzw. Göttinnen beschrieben,die durch die Lande ziehen, weisen Rat erteilen, Gaben schenken und mit denen man auch über das Schicksal reden oder verhandeln kann.
Die Menschen glaubten an die Kraft der Bethen und wandten sich an sie bei Angelegenheit in Sachen Fruchtbarkeit bei Mensch, Tier und Feldern, für den Schutz der Arbeit bei allen Erntezyklen, bei Geburten, Krankheiten und Tod.
Der Glaube und der Kult rund um die drei Bethen war im Volk also tief verankert.
Dies ganz zum Missfallen der christlichen Kirchenväter.

Die verschiedenen Umwandlungen

Unter dem Einfluss des Christentums und des römischen Reichs und dessen Wertbegriffen göttlicher Verehrung wurden sie daher zuerst als die Heilige Fides, die Heilige Spes und die Heilige Caritas interpretiert – also Glaube, Hoffnung und Liebe.
Doch das war dem „gemeinen Volk“ offenbar zu akademisch und damit konnte der Glaube an die Bethen nicht ersetzt werden.
Also wurde wie bei vielen anderen alten Göttinnen auch hier ein bewährter Kunstkniff angewandt und es fand eine neuerliche Umwandlung – diesmal in Heilige – statt.
So wurde aus Wilbeth Katharina, aus Ambeth Margarethe und aus Borbeth Barbara.
Jeder wurde eine fadenscheinige historische Geschichte mit einer blutrünstig-deftigen Märtyterinnen-Legende angedichtet und fertig waren sie, die „heiligen Drei Madeln“, christliche Nothelferinnen, die sonst in vielen Details ihres Kultes und mit ihren Attributen den alten Göttinnen glichen.
Sehr geschmacklos dabei: Die lebensbejahenden und Segen bringenden Attribute der alten Bethen, der beschützende Turm, das (Lebens-)Rad und der Drachen als Symbol der Erdkraft wurden in die Folterwerkzeuge der Märtyerinnen umfunktioniert.
Was sich in dem flotten Spruch

„Barbara mit dem Turm, Margarete mit dem Wurm,
Katharina mit dem Radel, das sind die drei heiligen Madel!“

niedergeschlagen hat. Dass sie genau mit diesen Turm, Wurm und Radel abscheulich gequält wurden, damit sie nachher als „heilig“ anerkannt werden konnten, kommt damit auch nicht wirklich zum Ausdruck.

Alle drei wurden übrigens schon längst mangels historischer Beweise wieder aus dem Heiligenkalender der katholischen Kirche gestrichen, doch immer noch erinnert viel an sie, wie z.B. der Barbara-Tag am 4. Dezember, die Barbara-Heiligenfiguren in Tunnel und in Bergwerken sowie der Kathreinstanz am 25. November.

Zu viel der alten Frauenkraft – Männer müssen her!

PerchtOffenbar schimmerte durch die christianisierten Frauenfiguren aber immer noch zu viel der alten Göttinnen-Kraft durch und daher fand eine neuerliche Verwandlung statt. Diesmal in drei Männer, die sogenannten Heiligen Drei Könige, die, wie eingangs schon erwähnt, in dieser Form natürlich eine pure Erfindung sind.
Der heute übliche Dreikönigsumzug entspricht einer älteren Tradition und ist vermutlich der Bethen-Umzug oder eben vielleicht auch identisch mit dem Perchtenlauf. Die drei Bethen werden auch immer wieder „Drei Perchten“ genannt.
Besonders zu Ende der Rauhnächte, also am 5. und 6. Januar ziehen sie nochmals herum und segnen das Land und die Häuser.

Die Segenszeichen K M B passen natürlich gut auf die Anfangsbuchstaben der Namen der erfundenen drei Könige, haben ihre Wurzeln aber in Katharina, Margarethe, Barbara.
Doch es gibt es einen kleinen, aber be­deu­tenden Unterschied zwischen den Zei­chen der drei Her­ren aus den Morgenland und jenen der Muttergöttinnen:
Zwischen den Segenszeichen der „Heiligen drei Madln“ finden wir nicht das Kreuz als Zei­chen des Todes „+“ son­dern das „x“ als Zei­chen des Lebens – die Gebärhaltung, wie wir sie z.B. auch von der russischen Wintergöttin Rozha­nitza ken­nen – das hoffnungsfrohe Öffnen hin zur Erde und zum Himmel.

Käse Milch Brot

Es gab dann von Seiten der Kirche noch einen Versuch, die Buchstaben umzudeuten, damit einhergehend wurde das K in ein C umgewandelt und fertig war das „Christ + Mansionem + Benedicat“, „Christ schützt dieses Haus“.
Was das einfache Kirchenvolk, der lateinischen Sprach unkundig, aber auch nicht verstanden hat.
Vielmehr wurde es als Gaben der alten drei Muttergöttinnen gedeutet:
Käse, Milch und Brot.

Die Symbolfarben rot, weiß und schwarz bleiben gleich

Das unfruchtbare Bemühen der Umdeutung der Göttinnen in orientalische Könige wird trotz versuchter Verschleierung letztendlich gerade in den Namens-Spielen und Initialen-Deutereien sichtbar!
Genauso wie die schwarze Barbara, die weiße Katharina und die rote Margaretha mit ihren Vorfahrinnen Borbeth, Wilbeth und Ambeth bis in die Symbolfarben übereinstimmen, so war Kaspar der schwarze Schatzmeister, Melchior der weiße König des Lichts und Balthasar der „christianisierte“ rote Belsazar oder Baal(!), der Stierheros der syro-phönikischen Kuhgöttin und Gebieterin des Himmels Anath, mythologische „Schwester“ der fruchtbaren keltischen Ana-beth oder Ambeth!

Sinnvolle Geschenke – alte Rauhnachtsbräuche

Auch die Geschenke, die die weisen Männer darbrachten, nämlich Weihrauch, Gold und Myrrhe sind tief in alten Rauhnachtsbräuchen verankert. Weihrauch und Myrrhe sind wichtige Räuchersubstanzen. Sie wirken nicht nur auf energetischer Ebene, sondern sind auch desinfizierend und entzündungshemmend.
Etwas, was nach einer Geburt in nicht wirklich hygienischen Umständen in einem Stall auch jede weise Frau zur Anwendung gebracht hätte.
Gold-Essenzen, wie wir sie z.B. in spagyrischem oder kollodialem Gold finden, sind seit dem frühen Altertum bekannt und wirken vitalisierend und stärken die Lebenskräfte, sie sind das reinste Lebenselixier, also wunderbar für Mutter und ein neugeborenes Kind – altes Hebammenwissen! Goldarzneien umfassen ein breites Repertoire. So ist Gold z.B. wichtig in der Homöopathie: Aurum metallicum ist ein zentrales Mittel mit Bezug zum Herz-Kreislauf- und Nervensystem wie auch zu Depressionen. 
Die Gabe des Goldes verweist immer auf das Gold der Sonne, die nun, ab der Wintersonnenwende wieder kraftvoller wird. Und es steht auch in Verbindung mit Borbeth, der warmherzigen, sonnigen Kraft der Göttinnen-Triade 
Vermutlich sind in Beth(!)-lehems Stall (sofern diese Geburt unter diesen Umständen tatsächlich stattgefunden hat) auch Frauen der gebärenden Maria zur Seite gestanden. Doch diese sind in den patriarchalen Überlieferungen der ganzen Hirten-, Königs-, Ochs- und Eselgeschichte offenbar untergegangen. Übrigens: Von Ochs und Esel steht auch so rein gar nix in der Bibel.

Man könnte sich sogar ganz gut vorstellen, dass sich die Original-Sterndeuter-Weisen aus dem Morgenland mit den keltischen Urgöttinnen ganz gut verstanden hätten.
Denn „Weise“ zur damaligen Zeit hatten – wie auch die Bethen – Zugänge zur anderen Welt. Denn nur von dort kam es zu Weissagungen.
In heutigen Begriffen ausgedrückt könnte man sagen, die biblischen Weisen waren Schamanen. Astrologisches Wissen, verbunden mit visionären, schamanischen Fähigkeiten machte sie dazu.
Die Vorstellung ist allerdings naheliegend, dass die frischgebackene Mutter Maria gerade im Stall von „Beth“-lehem zu den drei weisen Herren aus dem Morgenland auch noch dankbar drei handfeste Urgöttinnen aufgenommen hätte.

Mehr zu den erwähnten Göttinnen:

Ambeth
Anath
Bethen
Borbeth
Maria
Rozhanitza
Percht
Wilbeth

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Mehr zu den verborgenen alten Göttinnen in den christlichen Heiligen,
wie wir sie hier bei den Bethen und den drei Königen finden, gibt es in diesem artedea-eBook

Die verborgenen Göttinnen

 

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E-book räuchern

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Bildquellen:
KMB / privat
the-three-magi-160632_1280 / pixabay.com / OpenClipart-Vectors
Drei Bethen / artedea.net
Percht / artedea.net
french-cheese-217058_1280 /  pixabay.com / PublicDomainPictures

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