Was ist wahr an Weihnachten?

Wäre Jesus in so einem Stall auf die Welt gekommen, dann wäre vermutlich ein Tiroler Bauernbursch aus ihm geworden und nicht ein Wanderprediger aus Galiläa.
Mich amüsiert das immer ein wenig, wie fromme Christenleute sich rund um ein heidnisches Symbol, nämlich um einen Lebensbaum versammeln, um einander Geschichten zu erzählen, die allesamt streng genommen gegen das 8. Gebot verstoßen: Du sollst nicht lügen.

Wobei, im Klartext auf der Tafel von Moses stand ja: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
Also das heißt eigentlich, dass wir über den Nächsten nichts Falsches sagen dürfen, ihn nicht verleumden oder verraten, herabsetzen oder Vermutungen über ihn äußern sollen, die seinen Ruf verderben könnten.
Ansonsten könnte man ja flunkern, was das Zeug hält. Und davon wird vor allem zu Weihnachten kräftig Gebrauch gemacht.

Die Schilderungen rund um Christi Geburt sind ja spärlich. Für die zwei Evangelisten Johannes und Markus waren die angeblichen Ereignisse in Betlehem rund um die Geburt ihres Heilands gänzlich uninteressant. Sie erzählen nichts davon, dass Jesus geboren wurde. Der ist plötzlich da und beginnt zu predigen.
Matthäus beschäftigte sich eigentlich nur mit den Sterndeutern.
Einzig im Lukasevangelium gibt es die, in sehr knappen Worten erzählte, Geschichte von der Herbergssuche und der ​Futterkrippe​,​ ​in die Maria ihr neugeborenes Kind legte.

Was NICHT in der Bibel steht:

Der Stall

Lukas berichtet : „… Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“ (Lukas 2, Vers 6 und 7)
Keine Rede von einem Stall.
Lukas verfasste sein Evangelium in griechischer Sprache. Das griechische Wort für „Herberge“ ist „katalum“. Und mit kataluma wird ein Ort der Ruhe, normalerweise ein Gästezimmer bezeichnet. Das griechische Wort für „Herberge“ bedeutet im Lukasevangelium also Gästezimmer. Wo wir „Herberge“ lesen, steht im griechischen Originaltext nicht etwa das entsprechende Wort „pandocheion“, sondern „katályma“, wörtlich übersetzt: „Obergeschoss“.
Derselbe Autor Lukas benutzt dieses griechische Wort auch etwas später in seinem Evangelium. Dabei handelt es sich ganz eindeutig um ein Gästezimmer und nicht um eine Herberge oder gar einen Stall. Lukas berichtet in Kapitel 22, Vers 11, wie Jesus zu seinen Jüngern sagte: „Sprecht zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist das Gastzimmer [kataluma], in dem ich mit meinen Jüngern das Passah essen kann?“ 

Die Krippe mitsamt der Heiligen Familie, mit Hirten und Tieren als zentrale Komponente der Weihnachtsfeierlichkeiten, das ist eine Er​fin​dung von Franziskus von Assisi.
Er hat sie im Jahr 1223 in einer Fels​ni​sche bei Greccio erstmals einge​rich​tet und stellte auch zwei Tiere im Zent​rum des Gesche​hens.
Felsnische – das ist ein gutes Stichwort!
Während in der Westkirche schon früh Stall und Krippe verehrt wurden, sah man im Ostkirche eher eine Gebirgshöhle als Geburtsstätte an.
Ställe und Krippen wurden bei uns im holzreichen Mitteleuropa natürlich aus Holz gebaut, im holzarmen Palästina war das allerdings anders. Als Ställe benutzte man dort natürliche oder künstliche Höhlen, die im Sommer schön kühl und im Winter warm waren.
Als Futterkrippen dienten Tröge, die man in die Steinwände schlug.
Wenn schon nicht in einer „kataluma“ also im Gästezimmer einer Herberge, dann müsste man sich den Geburtsort von Jesus also eher in einem höhlenartigen Stall vorstellen.

Und da sind wir auch gleich bei der Vorlage für die ganze christliche Geburtsgeschichte:
Denn just am 25. Dezember (nach dem Julianischen Kalender) ​vor ca. 2.600 Jahren er​blickte der altpersi​sche Son​nen- und Lichtgott Mithras das Licht der Welt und zwar in einer Felsenhöhle, die als Stall diente.
Und das in der Ge​gen​wart von​ Schä​fern und Tie​ren​. Seine Mutter war na​tür​lich eine Jungfrau.
Drei Magier sind damals zur Geburtshöhle gezogen und haben Mith​ra ihre Kro​nen zu Füßen gelegt.
Bezeichnet wurde dieser Mithra als „das Licht“, „der Sohn Gottes“ oder auch als „gu​ter Hirte“​, der oft abgebildet wurde, wie er ein Lamm auf seinen Schultern trägt.
Mit zwölf seiner An​hän​ger, wel​che die zwölf Tierkreis-Zei​chen dar​stell​en, hat Mithras ein letztes Abendmahl gehalten bevor er starb, begraben wurde und von den Toten auferstanden ist.
Kommt euch da was bekannt vor?
Die Mithras-Heiligtümer wurden Mithräen genannt und waren oft unterirdisch angelegt oder höhlenartig in Fels gehauen.
Der Mithraskult war im ganzen Römischen Reich verbreiteter Mysterienkult. Mithras bekam auch bei den Römern oft den Beinamen Sol invictus (lat. „der unbesiegte Sonnengott“).
Und diesen galt es ja durch den Gott der neuen Religion, dem Christentum zu ersetzen, daher wurde auch die Geschichte mit dem Stall als Geburtsort fleißig verbreitet.
Wohl aus dem Grund, dass die Menschen Zug um Zug die alte und die neue Lichtgestalt verwechseln und zwar schon von der Geburtsgeschichte an.

Ochs und Esel

In einen echten Stall gehören natürlich auch Tiere. Sonst wäre es ja kein Stall. Diese sind daher fester Bestandteil der bildlichen Darstellungen der Weihnachtsgeschichte.
Von beiden steht allerdings gar nichts in der Bibel.
Warum denn auch? Wenn die Geburt wahrscheinlich im Obergeschoß einer Herberge stattgefunden hat.
Biblisch erwähnt werden nur Hirten und ihre Schafe.
Möglicherweise wurden Ochs und Esel hinzugefügt, um die Stall-Geschichte glaubhafter erscheinen zu lassen.

Die beiden Tiere sind im 3. und 4. Jahrhundert auf frühchristlichen Sarkophagen und in den römischen Katakomben in Zusammenhang mit der Geburt des Heilands dargestellt. Dort haben Ochs und Esel eine bedeutungsvollere Position als selbst Maria und Josef, die oft gar nicht zu sehen sind.

Das könnte ein Bezug auf einen Vers im Buch des Propheten Jesaja aus dem Alten Testament sein. Dort heißt es sinngemäß: Jeder Ochs und jeder Esel erkennt die Krippe seines Herrn, nur du, Volk Israel, erkennst ihn nicht.

Eine ziemliche Provokation! Diese Tiere erkennen, der Mensch aber erkennt nicht, wer Gott ist und wo er erscheint.
Es gibt auch Interpretationen, dass in der Bildsprache dieser Zeit der Esel für Juden und der Ochse für Muslime oder Heiden stehen. In diesem Sinne drängt sich der Schluss auf, dass Ochs wie Esel, also gleichermaßen Juden und Muslime bzw. Heiden zum Volke Gottes berufen wurden.

Übrigens: Würde man bei einer klassischen Weihnachtskrippe alle Araber, Afrikaner, Juden und Flüchtlinge weglassen, dann bleiben nur noch Ochs und Esel übrig.

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Bildquellen:

Texture-1893386_1920 / Oldiefan
pixapay.com

Krippe, Detail der Schmalseite des Sarkophags des Stilicho in Sant’Ambrogio (Mailand), um 385 / G.dallorto
de.wikipedia.org

KING ANTIOCHUS AND MITHRA „Textes et monuments“ p. 188, 1903 edition
de.wikipedia.org

Hans Baldung: Die Geburt Christi, 1520 / Hans Baldung
de.wikipedia.org

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Eine Antwort zu Was ist wahr an Weihnachten?

  1. fraukegirusnowoczyn sagt:

    Hallo Andrea,

    seit vielen Jahren bin ich auf Deiner Liste und liebe Deine Texte.

    In Deinem heutigen Text ist Dir aber wohl ein Fehler unterlaufen. Du schreibst, dass der Ochse möglicherweise als Sinnbild für Muslime steht. Das kann nicht sein, denn der Prophet Mohammed wurde erst 570 geboren, der Islam entstand erst im 7. Jahrhundert. Es ist nur ein Detail, aber es ist mir sofort ins Auge gesprungen. Also eher einfach nur als Symbol für Heiden.

    Dann war ich mir auch nicht mehr sicher, welches Tier für wen steht, denn ich erinnerte mich an die Version, in der der Ochse für die Juden steht. Das Joch, mit dem er oft dargestellt wird, steht für das jüdische Gesetz. Das hat mir immer ein Schmunzeln entlockt. Aber es gibt auch andere Versionen und als ich nachgesehen habe, bin ich auf diesen interessanten Artikel https://www.tagesspiegel.de/kultur/der-stumme-zeuge-1592833.html#:~:text=F%C3%BCr%20die%20einen%20ist%20das,f%C3%BCr%20die%20Unwissenheit%20der%20Heiden gestoßen. Falls Du ihn noch nicht kennst, wird er Dir bestimmt gefallen.

    Liebe Grüße aus Spanien und ein frohes Fest Gaia

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